23. SONNTAG im Jahreskreis

Jesus heilt einen Menschen. Der Evangelist Markus erzählt mehrere solche Heilungsgeschichten. Warum? Will er Jesus besonders als sensationellen ‚Wundertäter‘ darstellen? Das ist wenig wahrscheinlich. Wir wissen aus geschichtlichen Quellen, dass es zur Zeit Jesu mehrere solcher Heilpraktiker gab, die herumreisten und sich dafür gut bezahlen ließen. Vielleicht sagt Jesus deswegen zu dem anwesenden Zeugen, es „niemandem weiterzuerzählen“. Jesus wollte nicht mit diesen Wundertätern verglichen werden. Sicher, er hat heilende Kräfte, aber damit will er etwas anderes erreichen.

Der Evangelist Markus kennt seine Bibel, d.h. das Alte Testament, in der zum Beispiel der Prophet Jesaja den Menschen zuruft: „Fasst wieder Mut! Habt keine Angst! Dort kommt euer Gott!“ Und was geschieht, wenn Gott kommt? Blinde sehen wieder ...Taube hören.... Gelähmte können wieder gehen ... Stumme jubeln vor Freude. Das geschieht, wo Gott wirksam wird. Also auch hier, bei Jesus.

Und genau auf diesen Propheten Jesaja beruft sich Jesus selbst in der Szene, wo Johannes der Täufer im Gefängnis sitzt, ein paar seiner Leute zu Jesus schickt mit der Frage, ob er vielleicht der erwartete Retter ist. Jesus zitiert wieder diese Worte des Propheten Jesaja: „Geht und berichtet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen wieder, Lahme gehen, und Aussätzige werden rein; Taube hören, Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet.“

Dieses „Seht, hier ist euer Gott!“ wird auf eine unerhörte Weise wahr in Jesus, in seinem Wirken. Mit Jesus ist eine neue Zeit angebrochen, das Reich Gottes. In Jesus greift Gott machtvoll ein. Die Wunderzeichen von Jesus sind die tatkräftige Bestätigung vom dem, was Jesus mit Worten sagt: Gott ist nahe, das Reich Gottes ist angebrochen in und durch Jesus. Alle Wundererzählungen wollen uns deutlich machen, dass Jesus wirklich der von Gott Gesandte ist und dass Gott zeigt, wie er zu uns steht: Ein Gott der will, dass wir leben, dass wir heil werden.

Diese Heilung eines Taubstummen will also keine Sensationsgeschichte über ein medizinisches Wunder sein, sondern ein Glaubensbekenntnis. Ich glaube an Jesus, in dem Gott auf uns zugekommen ist. In Jesus zeigt sich Gott als ein liebender, „menschenfreundlicher“ Gott, zu dem wir Vertrauen haben können, weil er unser Wohl will. Fasst also Mut! Habt keine Angst! Gott will in dein Leben kommen, aus dir einen geheilten Menschen machen! Das ist die frohe Botschaft, die erfreuliche Zusage des heutigen Evangeliums. Also: Effata! Öffne dich für Jesus, für Gott!

In jeder Tauffeier, auch in unserer, wurde und wird es gesagt: "Der Herr lasse dich heranwachsen, und wie er mit dem Ruf Effata dem Taubstummen die Ohren und den Mund geöffnet hat, so öffne er auch dir Ohren und Mund, dass du sein Wort vernimmst und den Glauben bekennst zum Heil der Menschen und zum Lobe Gottes". Öffne dich! Fasse Mut! Habe keine Angst! Gott kommt. Er ist gekommen in Jesus. Er selbst kommt, er will dich befreien.«

Wir haben es im Lied gesungen: Blind, taub, stumm war ich einst... aber ich sehe, höre, spreche nun. Trifft das auf uns zu? Hat Jesus uns geöffnet für Gott? Oder hören wir noch zu wenig, sprechen wir noch zu wenig zu ihm, von ihm? Immer wieder müssen wir in unserem Leben von Jesus geheilt werden. Deswegen müssen wir uns immer wieder öffnen.

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